Das Netzwerk Nord-/Mittelhessen ist ein Zusammenschluss aus vier Fachorganisationen und einem weiteren Kooperationspartner. Schwerpunktträgerin der Region Nord-/Mittelhessen ist das 1. Mädchenhaus Kassel 1992 e.V., eine Fachberatungsstelle gegen Gewalt im Namen der Ehre, Zwangsheirat und Genitalverstümmelung.
Das 1. Mädchenhaus Kassel 1992 e.V. nimmt seit vielen Jahren für Mädchen in Not, Kontakt zum Jugendamt auf, bringt die Mädchen und jungen Frauen in andere Städte sicher unter und leistet finanzielle Nothilfe. Durch das 2-Regionen-Modell konnte die Fachberatungsstelle „Amani“ eröffnet und kontinuierliche Präventionsarbeit und Vernetzung geleistet werden. Zudem wird die Zielgruppe der homo-, inter- und transsexuellen Jugendlichen und Erwachsenen, die besonders stark von ehrbezogener Gewalt betroffen sind, verstärkt mit in den Blickpunkt genommen und spezielle Unterstützungsangebote entwickelt.
SOLWODI Deutschland e.V. in unter anderem Fulda ist ebenfalls eine Fachberatungsstelle gegen Gewalt im Namen der Ehre und Zwangsverheiratung. Zudem hat sich seit 2011 die Osthessische Initiative gegen Gewalt im Namen der Ehre etabliert und leistet durch ihre Vernetzungsarbeit einen wichtigen Beitrag zur Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit. In Kooperation mit SOLWODI Osthessen hat das Diakonische Werk Vogelsberg einen interkulturellen Männertreff in Lauterbach eröffnet. Dieses offene Angebot richtet sich an geflüchtete Männer ab 18 Jahren und Männer mit Migrationshintergrund mit einem Mindestsprachniveau von B1. Ziel ist es, die Teilnehmer in einer freiheitlichen Lebensplanung zu unterstützen und ihre Teilhabe an der Gesellschaft zu fördern und darüber einen Beitrag zur Integration zu leisten.
In Mittelhessen befinden sich die Fachorganisationen Wildwasser Gießen e.V. sowie der Frauennotruf Marburg.
Der Verein Wildwasser Gießen e.V. bietet Beratung zum Thema sexueller Missbrauch, z.T. auch zum Thema körperliche und seelische Gewalt gegen Mädchen und Jungen. Beraten werden (potentiell) Betroffene (Mädchen, Jungen, Erwachsene), Eltern, berufliche wie private Bezugspersonen. Es erfolgt eine Gefährdungseinschätzung für Fachkräfte als insoweit erfahrene Fachkraft (iseF) nach § 8a SGB VIII. Zudem ist Wildwasser im Fortbildungsbereich insbes. zu den Themen Kindeswohlgefährdungen, Prävention und Traumapädagogik tätig. Ein besonderes Angebot bildet die Tätertherapie für junge Menschen, darunter eine Gruppe für Jungen mit Migrationshintergrund, die sexuelle oder körperliche Übergriffe begangen haben.
Der Frauennotruf Marburg e.V. ist seit 1984 eine spezialisierte Fachberatungsstelle bei sexualisierter Gewalt gegen Frauen. Im Frauennotruf finden betroffene Frauen sowie Unterstützer*innen, Angehörige und Fachkräfte zu den Themengebieten Vergewaltigung, versuchte Vergewaltigung, Belästigung, Stalking, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und (drohender) Zwangsverheiratung Beratung, Unterstützung und Begleitung.
Im Rahmen eines Pilotprojektes 2014 konnte der Frauennotruf Marburg e.V. entsprechende Expertise generieren und berät seitdem Ratsuchende mit Flucht- und Migrationserfahrung rund um das Thema Gewalt gegen Frauen und insbesondere zu (drohender) Zwangsheirat. Auf Wunsch werden Ratsuchende bei einem weiteren Vorgehen begleitet. Hier richtet sich das Beratungsangebot auch an Mädchen und Jugendliche. Darüber hinaus setzt sich der Frauennotruf für einen niedrigschwelligen Zugang zum Beratungsangebot ein: Beratungskonzepte wurden weiterentwickelt, barrierearme Informationsmaterialien wurden erstellt und in verschiedene Sprachen übersetzt.